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7 Missverständnisse in der Erziehung – oder wie sich unsere Erziehungsziele erreichen lassen

Nr. 6 Wutanfälle – Wie fördern wir die emotionale Entwicklung

Wut und Aggressionen sind nichts Schlimmes oder Schlechtes. Es sind Gefühle, welche in unserer Gesellschaft nicht so viel Raum gegeben wird und ungern gesehen sind. Es ist ein Ausdruck, ein Signal wie es uns geht. Vielleicht eine Enttäuschung, wenn ich was nicht bekomme oder mir etwas nicht gelingt. Wut und Aggressionen werden oft mit Gewalt in Verbindung gebracht. 

Deshalb liegt da das Missverständnis. Eltern befürchten, wenn sie die Wutanfälle ihrer Kinder tolerieren, werden sie später einmal Schwierigkeiten haben, sich in gewissen Situationen zu regulieren. Oder aber, sie haben den Eindruck, dass ihre Kinder Wutanfälle gezielt einsetzen um etwas zu erhalten. In vielen Erziehungsratgebern oder verhaltenspädagogischen Elterntrainings, wird auch gerne von der sogenannten «Trotzphase» gesprochen. Diese suggeriert, dass das Trotzen von Kindern bewusst eingesetzt wird um etwas zu erreichen und es wird geraten, dies auf keinen Fall zu tolerieren. 

Doch heute weiss man, was hinter dem sogenannten «Trotz» steckt. Es handelt sich um die Autonomiephase. Diese beginnt ab ca. Anfang/Mitte des 2. Lebensjahres und dauert bis zum 4. Lebensjahr oder auch länger. In dieser Zeit befinden sich Kinder in der emotionalen Entwicklung. Es ist ein wichtiger Schritt in Richtung Ablösung, mit dem Ziel sich Selbstwirksam zu erleben.Diese Selbstwirksamkeitserfahrung erleben Eltern oft als Widerstand, weil das Kind genau das Gegenteil macht, was wir von ihm erwarten. In dieser Phase brauchen Kinder besondere Unterstützung.

Altersbedingt sind sie nämlich kognitiv noch nicht in der Lage, auf ein bestimmtes Ereignis mit Handlungsalternativen zu reagieren. Zum Beispiel, weil die Eltern jetzt diese Süssigkeit gerade nicht kaufen wollen. Sie können nicht spontan umdenken oder um planen und sind stark auf Dinge oder Begebenheiten fokussiert. Deshalb ist es nicht sinnvoll oder förderlich, Kinder in ihrem Wutanfall mit schimpfen, Zurechtweisungen oder gut gemeinter Erklärungen zu begegnen. Sie sind schlicht weg kognitiv nicht erreichbar und befinden sich in einer gefühlten Notlage. Sie werden regelrecht mit Gefühlen überflutet, sind frustriert, emotional überfordert und finden keine Worte für diesen Zustand. Sie fühlen sich hilflos, da sie nicht begreifen, was da gerade mit ihnen passiert. Lassen wir sie an dieser Stelle alleine mit dem Gefühl, erhält das Kind die Botschaft: 

  • Ich lehne Dich und Dein Gefühl ab

Was das Kind fühlt:

  • Ich bin nicht okay so wie ich bin 
  • Meine Gefühle sind nicht okay

Unsere Botschaft: 

  • Ich lasse dich mit deinem Gefühl alleine

Was das Kind fühlt:

  • Ich bin hilflos
  • Ich werde nicht gesehen, gehört

Schlimmstenfalls, lernen Kinder so, dass sie meinen, sie müssen nun ihre Gefühle unterdrücken, damit sie geliebt werden. Hirnbiologisch kann dies schwerwiegende Folgen haben wie in einer Studie festgestellt. 

https://www.nzz.ch/wissenschaft/aggressive-maedchen-zeigen-veraenderte-hirnaktivitaet-ld.1484890

Mein Kommentar dazu:

Dass bestimmte Hirnregionen weniger Vernetzung aufweisen, welche für die Regulierung von Emotionen zuständig sind und sich veränderte Hirnaktivität zeigt, lässt sich darauf zurückführen und begründen, dass die emotionale Entwicklung in der frühen Kindheit nicht achtsam begleitet wurde. Denn; auf Gefühle wie Wut, Aggression, Trauer, Enttäuschung wird just in dieser sensiblen Phase oft nicht entwicklungsgerecht reagiert. Wutanfälle im Kleinkindesalter werden bereits pathologisiert. 

Es wird «erzogen» im Sinne verhaltenspädagogischer Annahmen und dem Ziel dieses Verhalten zu massregeln und zu unterbinden. Dies hat zur Folge, dass Kinder diese Gefühle unterdrücken und nicht lernen können, diese durch die elterliche Unterstützung zu regulieren. Es kann also folglich keine kognitive Vernetzung und Entwicklung auf neuronalen Pfaden stattfinden. Auch sozial auffälliges Verhalten bei Jugendlichen, sind immer ein Ausdruck und Hinweis auf innere seelische Zustände. Je mehr wir dieses Verhalten sanktionieren und das unerfüllte oder missachtete Grundbedürfnis dahinter nicht erkennen, müssen Kinder «auffällig» werden um auf diese innere Schieflage aufmerksam zu machen! 

Was können wir tun?

In erster Linie geht es gar nicht darum, den Wutanfall so schnell wie möglich zu beenden, sondern die emotionale Entwicklung ihres Kindes zu begleiten. Nicht das Verhalten des Kindes im Vordergrund sehen, sondern die Gefühle spiegeln, das heisst, dass Sie sie benennen und Worte für das finden, was ihr Kind noch nicht ausdrücken kann! Verständnis für das Gefühl, welches beim Kind spürbar wird entwickeln und nicht das kindliche Verhalten sanktionieren und abwerten, bewerten oder es mit Macht abstellen.

  • Nehmen Sie das Gefühl ihres Kindes wahr
  • Erkennen Sie das Gefühl, welches hinter der Wut steckt und
  • benennen Sie das Gefühl: «Ich kann sehen, dass du dich ärgerst, verzweifelt, enttäuscht bist» 
  • Authentisch und einfühlsam in Kontakt zum Kind bleiben und das Kind nicht mit dem Gefühl alleine lassen.

So erhält das Kind folgende Botschaft von Ihnen:

  • Ich sehe dich mit deinem Gefühl und nehme es wahr
  • Du bist gesehen mit deinem Gefühl und es ist okay
  • Ich nehme dich an mit deinem Gefühl, deiner Ohnmacht und deiner Hilflosigkeit
  • Du kannst dich auf mich verlassen, du bist nicht alleine

Lassen Sie sich nicht beirren. Stehen Sie zu ihrem Kind. Auch in Situationen in der Öffentlichkeit, bei welchen Zuschauende während des Wutanfalles mit mitleidigen Blicken oder mit nicht hilfreichen Kommentaren zur Stelle sind. Vertrauen Sie ihrem Gefühl, auch wenn Ratgeber oder verhaltenspädagogische Elterntrainings dazu aufrufen, Wutanfälle auf keinen Fall durchzulassen und eine Konsequenz folgen zu lassen.  Sie schaden nicht nur in der Eltern-Kind-Beziehung, sondern können traumatische Spuren bis ins Erwachsenenalter hinterlassen. 

7 Missverständnisse in der Erziehung – oder wie sich unsere Erziehungsziele erreichen lassen

Nr. 5 Gehorsam – Wie fördern wir Verantwortungsbewusstsein

Das Missverständnis liegt in der Annahme, dass wir befürchten, wenn unsere Kinder uns nicht gehorchen, sie dies auch zukünftig, beispielsweise in der Schule oder im Berufsleben nicht tun und es ihnen schwerfällt, sich an Regeln halten zu können. Doch woher stammt diese Annahme? 

Blicken wir zurück in die Zeit der Schwarzen Pädagogik und beleuchten einmal die Erziehungsziele die damit verfolgt wurden. Kennen Sie die Geschichten vom Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann (1809 – 1894)? In diesen Geschichten wird Kindern Angst gemacht, sie werden unter Druck gesetzt, sie haben wenig Nähe zu Ihren Bezugspersonen und die nach nicht angepasstem Verhalten drastische Folgen erleiden. In erster Linie ging es darum den eigenen Willen der Kinder zu brechen. Nun mögen Sie denken, dass solche Zeiten glücklicherweise vorbei sind, haben sich diese als schädigend für die Kinder erwiesen. Bei näherer Betrachtung, bedienen wir uns jedoch in der herkömmlichen Erziehung, nach wie vor dieser Mechanismen und Wirkungsweisen, wenn auch in abgeschwächter Form. 

  • MACHT: Die machtvolle Position der Eltern wird für die Durchsetzung eigener Interessen genutzt. 
  • GEWALT: Wenn nicht anders möglich, werden auch kompromisslose Massnahmen zur Durchsetzung elterlicher Ziele angewandt wie strafen oder drohen.
  • ANPASSUNG: Ziel ist die Anpassung des Kindes an die Vorstellungen und Erwartungen der Erwachsenen und der Gesellschaft. 
  • GEHORSAM: Der Gehorsam des Kindes ist die massgebliche Grundlage und das Ziel der Erziehung. 

Doch erreichen wir mit dieser Form von Erziehung, was wir Eltern uns wünschen, etwa dass Kinder zu eigenständigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten heranwachsen? Ich bezweifle das. Denn diese Mechanismen führen dazu, dass Kinder vor allem lernen, sich anzupassen, und eher unselbständig bleiben. 

Erziehungsziele – was wünschen wir uns für unsere Kinder?

Eltern wünschen sich, dass ihr Kind…

…eine eigenständige Persönlichkeit wird,

…ein starkes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl aufbaut,

…unabhängig wird und selbständig Entscheidungen trifft,

…anderen mit Empathie und Einfühlungsvermögen begegnet,

…Verantwortungsbewusstsein für sich und andere entwickelt,

…psychisch und physisch gesund heranwächst.

„Wenn wir wollen, dass Kinder lernen, für ihr Leben persönliche Verantwortung zu übernehmen, ist die Erziehung zum Gehorsam nicht zielführend“.

Was können wir also tun?

Oft richten wir unser Augenmerk auf Situationen, in welchen unsere Kinder nicht mit uns kooperieren. Wir haben dann das Gefühl, das Kind hört einfach nicht auf mich und macht nicht was ich möchte. Doch Kinder kooperieren oft den ganzen Tag über, dann wenn Sie aufstehen müssen, im Kita- oder Schulalltag, der jede Menge an Kooperation von ihnen abverlangt. Nach der Schule müssen Hausaufgaben gemacht werden, ein Ämtli erledigt, das Zimmer aufgeräumt etc. 

Grundsätzlich wollen Kinder immer kooperieren. Sie wollen uns gefallen und möchten Anerkennung durch uns erfahren. Es gibt nur zwei Gründe die dazu führen, dass sie sich verweigern oder nicht mehr kooperieren. Entweder sie sind überfordert oder sie sind gekränkt. Überforderung im Sinne von zu hohen oder unrealistischen Erwartungen, wenn sie sich zu lange und zu sehr nach den Wünschen und Vorstellungen der Eltern richten müssen. (Bsp. Tagesablauf, Kita-Tag) oder gekränkt im Sinne von Missachtung ihrer emotionalen Bedürfnisse. 

Wir können uns folgende Fragen stellen:

  • Wo kann ich im Alltag eine Entschleunigung herbeiführen? Wo ist es allenfalls zu viel, zu schnell, zu hektisch? 
  • Wo kann ich auch einmal das; «jetzt sofort» durch ein; «wann möchtest du es erledigen, nach dem Essen oder am Abend?» ersetzen?
  • Wo fand evtl. eine Grenzüberschreitung meinerseits statt, die in einem Machtkampf endete, und ich mich dank meiner elterlichen Machtposition durchsetzen konnte? Wann hab ich damit mein Kind vielleicht gekränkt und auf dies mein Kind in der Folge nun mit einer Verweigerung reagiert?

Begegnen wir unseren Kindern auf gleicher Augenhöhe und respektieren ihre Anliegen und Wünsche gleichermassen, und lassen ihnen ein Mitspracherecht in ihren Angelegenheiten, so erhalten sie folgende Botschaften: «ich bin gleichwertig, meine Meinung, meine Wünsche und Bedürfnisse zählen.» «Ich kann mitbestimmen und so auch lernen Verantwortung zu übernehmen.» 

7 Missverständnisse in der Erziehung- oder wie sich unsere Erziehungsziele erreichen lassen

Nr. 4 Strafen, drohen und Konsequenzen – Wie fördern wir das Selbstwertgefühl

Das Missverständnis liegt in der Annahme, dass Kinder Strafen, Regeln und Konsequenzen brauchen. Welche Gründe führen wohl zu diesem immer noch hartnäckigen Glauben?

Ich könnte mir vorstellen, dass möglicherweise folgende Aspekte eine Rolle spielen:

Gesellschaftlicher Druck

Eltern stehen heute mehr denn je unter dem Argusauge der Politik, Schule und der Gesellschaft allgemein. Entweder sind wir Helikoptereltern oder Rabeneltern. Berichte über verhaltensgestörte Kinder in Schule und Elternhaus nehmen zu. Sie werden als auffällig und schwierig eingeordnet und insbesondere mit ihren Defiziten gesehen. Unzählige Erziehungsratgeber und Experten warnen vor Tyrannenkindern, wenn wir nicht hart durchgreifen. Diese Meldungen sitzen uns im Nacken und verunsichern und beeinflussen uns mal mehr mal weniger in unserem Erziehungsverhalten.

Angst vor Kontroll- und Autoritätsverlust

Oft sind wir im Modus gefangen, alles unter Kontrolle haben zu müssen. Wir befürchten sonst, dass alles aus dem Ruder läuft oder dass wir, wenn wir nicht zeigen wer hier das Sagen hat, unsere Elternrolle in Frage gestellt wird. 

Alles perfekt machen wollen/Ungeduld und Stress

Eltern geraten im Alltag ganz oft an ihre psychischen und physischen Grenzen und haben keine Kraft mehr. Nicht weil sie als Eltern unfähig sind, sondern weil die Überforderung zum Elternsein dazu gehört. Ich begegne vielen Eltern die einen extremen Anspruch an sich selbst haben, alles perfekt machen zu wollen. Alles soll immer harmonisch sein und funktionieren. Ungeduld und Stress sind da vorprogrammiert. Seien sie nicht so streng mit sich selbst. Es muss und kann nicht alles perfekt sein und stoppen sie das Vergleichen mit anderen. 

Eigene Wertvorstellungen

Wenn Sie sich an ihr Elternhaus zurückerinnern, fallen ihnen bestimmt einige Familienmottos, die bei Ihnen galten ein wie z.B. „Zuerst die Arbeit dann das Vergnügen“, oder „Ordnung ist das halbe Leben“, „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“. Dies kann dazu führen, dass diese oft – wenn auch unbewusst noch wirken. So sind wir im Erziehungsalltag versucht, diese Werte unseren Kindern überzustülpen. Doch, was für Sie als ein aufgeräumtes Zimmer gilt, muss noch lange nicht für ihr Kind gelten.

Eigene Erziehung und Empfindlichkeiten (z.B. „ich werde nicht ernst genommen“)

Die eigene Erziehung kann unser heutiges Erziehungsveralten beeinflussen. Auf der emotionalen Ebene kann sich das wie folgt ausdrücken. Hatten wir einen eher kühlen oder strafenden Umgang erlebt, blieben wichtige Grundbedürfnisse unerfüllt. Kinder können mit ihrem Verhalten aggressive Gefühlsanteile in uns aktivieren. Wir werden wütend, weil sie nicht tun, was wir für richtig halten oder unser Anliegen (mach jetzt die Hausaufgaben, leg jetzt dein Smartphone weg) nicht gehört wird. So kann es sein, dass wir dadurch unbewusst in unsere kindliche Gefühlswelt zurückkatapultiert werden. Ich werde nicht gehört, gesehen. Es kann sein, dass wir dann empfindlich reagieren und um diese Spannung auszugleichen unsere machtvolle Position ausnutzen und laut werden, strafen oder drohen und uns durchsetzen wollen. 

Folgen von Bestrafung

Bestrafungen und Drohungen gegenüber Kindern sind psychische Gewalt! Sie sind verletzend, demütigend und destruktiv für die Beziehung. 

  • Behindern die Entwicklung und die Sensibilität für andere und sich selbst.
  • Behindern auf längere Sicht die Fähigkeit, sich einzufühlen sowie Empathie zu entwickeln
  • Verursachen Ärger und Wut beim Kind und den Wunsch nach Rache 
  • Beeinträchtigen die Entwicklung von Emotionen

Strafen schaffen trennende Beziehungen und ein Gefühl von Alleinsein und emotionalen Abstand. Doch gerade innige Verbindungen sind es, Wärme und Mitgefühl die eine verlässliche Bindungsperson ausmachen. Kinder sind von Erwachsenen abhängig und benötigen Sie, um ihnen bei der Stressbewältigung zu helfen, sie zu co-regulieren (regulierte Selbstregulierung) und zu beruhigen. 

  • Strafen sind abschreckend, erniedrigend, verletzend und nutzen sich mit der Zeit ab
  • Strafen können das unerwünschte Verhalten unterdrücken, sind jedoch nicht nachhaltig 
  • Der Bestrafende hat Macht über den „Täter“. 
  • Gefühle des Bestraften sind oft, Ohnmacht, Wut, Trauer, Trotz oder Rache.

Das Ziel von Bestrafung ist genaugenommen, Autorität durchzusetzen und ein unerwünschtes durch ein erwünschtes Verhalten zu erzielen.  Doch Eltern berichten, dass durch Bestrafung, dass unerwünschte Verhalten nicht abnimmt. Es kann beobachtet werden, dass es eher zunimmt. Manchmal zeigen Strafen einen kurzfristigen Erfolg, deshalb ist es so verführerisch sie einzusetzen. Doch oft werden sie zum Nährboden von Machtkampf zwischen Eltern und ihren Kindern.

Ich möchte Sie bestärken:  Strafen, «wenn du nicht…dann»-Sätze und Konsequenzen sind nicht notwendig! Sie spüren, dass sie mit einem strafenden Umgang ihr Kind abwerten und die Grenzen des Kindes übertreten und fühlen sich dabei auch nicht wohl.  Haben sie dabei Geduld mit sich selbst. Es wird nicht von Heut auf Morgen gehen. Ihre Bedenken sind unbegründet:  ihr Kind wird durch einen gleichwertigen Umgang nicht lernen, dass es ihnen «auf der Nase herumtanzen» kann, sondern dass Sie es mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen ernst nehmen. Das bestärkt ihr Kind und wirkt sich positiv auf seinen Selbstwert aus.  Ein wertschätzender, gewaltfreier Umgang, der von Gleichwertigkeit geprägt ist, bietet eine gute Grundlage für ein gesundes Selbstwertgefühl.

7 Missverständnisse in der Erziehung- oder wie sich unsere Erziehungsziele erreichen lassen

Nr. 3 Konsequent sein – Wie fördern wir Selbstbewusstsein 

Ein grosses Missverständnis in der Erziehung liegt darin, dass wir glauben, dass gute Erziehung von konsequentem Handeln abhängt. Doch oft, kränken und verletzen wir dabei unsere Kinder und lösen bei ihm Ärger, Wut und Enttäuschung aus. Der Preis ist hoch, denn gleichzeitig werden auch körperliche Grenzen übertreten und wir vermitteln folgende Botschaften:

  • Ich werde in meinen Bedürfnissen nicht ernstgenommen und gehört
  • Ich bin es nicht wert, dass achtsam mit mir umgegangen wird

Eltern fühlen sich in der Regel damit auch nicht wohl. Sie spüren, dass sie Grenzen des Kindes überschreiten, und auch, dass sie ihre elterliche Macht missbrauchen, um sich durchzusetzen. Doch wir können uns auch dazu entscheiden, die Bedürfnisse der Kinder wahrzunehmen anstatt zu kämpfen

  • Machtkampf vermeiden
  • Verständnis zeigen
  • Kompromisse suchen
  • Unterstützung anbieten

Kinder lernen dadurch: „Ich zähle und meine Bedürfnisse sind wichtig.“ Dies fördert ein gutes Selbstbewusstsein. 

7 Missverständnisse in der Erziehung – oder wie sich unsere Erziehungsziele erreichen lassen

Nr. 2 Grenzen setzen – Wie fördern wir das Einfühlungsvermögen unserer Kinder? 

Kinder lernen Grenzen zu akzeptieren, wenn wir ihre Grenzen wahren!

Wir glauben oft, dass Erziehung ohne Grenzen zu setzen unmöglich sei. Eine grenzenlose Erziehung ist gleichsam problematisch, wie eine Grenzen setzende. Denn das Missverständnis liegt hier in der Annahme, dass Kinder ohne Grenzen zu «Tyrannen» werden. So sind es jedoch die Eltern, die ihre Grenzen in Form von Haltung, Meinung, Bedürfnis und Gefühl für das Gegenüber (Kind) sichtbar machen sollen und dadurch Position beziehen können. Eine Eltern-Kind-Beziehung sollte nicht vorwiegend aus Verboten, Regeln und Grenzen bestehen. Viel wichtiger scheint mir, dass sich Eltern klar darüber werden, was sie wollen und damit Bewusstsein für die eigenen Grenzen schaffen.

  • Position beziehen statt Grenzen setzen
  • Es ist für Kinder elementar, dass Eltern sich positionieren
  • Ein NEIN kann und darf dabei klar und freundlich sein

Mit Wertschätzung ausgedrückt können wir unsere Position beispielsweise so ausdrücken:

  • „Mir ist es wichtig, dass….(Meinung/Haltung)
  • „Ich möchte jetzt, dass…, weil ich mich …fühle (Bedürfnis/Gefühl)

Kinder lernen Grenzen zu akzeptieren, wenn wir ihre Grenzen wahren und können so lernen, Einfühlungsvermögen für andere zu entwickeln. 

7 Missverständnisse in der Erziehung – oder wie sich unsere Erziehungs-Ziele erreichen lassen

Nr. 1 Kontrolle – Wie fördern wir die Selbständigkeit und Verantwortung unserer Kinder?

Oft sind wir im Modus gefangen alles unter Kontrolle haben zu müssen. Wir befürchten sonst, dass „alles aus dem Ruder läuft“ oder dass wir, wenn wir nicht zeigen wer hier das Sagen hat, unsere Elternrolle in Frage gestellt wird.

Um unser Erziehungsziel Selbständigkeit und Verantwortung zu erreichen, ist es absolut notwendig, dass Kinder auch eigene Erfahrungen machen dürfen und für Bereiche, in denen es möglich ist, auch selbst Verantwortung zu übernehmen und tragen zu dürfen. Zur Zeit der Einschulung können in jenen Bereichen Räume für Autonomie geschaffen werden:

  • Ihr eigenes Zimmer
  • Ihre Hausaufgaben
  • Die Auswahl ihrer Freunde
  • Ihr Aussehen
  • Ihre Kleidung
  • Den Umgang mit Taschengeld
  • Ihre eigenen Gefühle und Handlungen

Eltern fällt es oft schwer ihren Kindern einen Bereich verantwortlich zu überlassen und ihre Machtposition aufzugeben. Oft sind sie noch zu sehr in der eigenen Vorstellung verhaftet, wie etwas aus ihrer Sicht zu sein hat. Es ist weder die Meinung, dass das Kind immer und zu jeder Zeit machen soll, was es will und auch nicht, dass es sich in dieser Verantwortung selbst überlassen ist. Bedeutend ist jedoch, dass das Kind eigene Erfahrungen mit sich und seinen Bedürfnissen sowie Selbstorganisation in verschiedenen Bereichen machen darf – auch bei den Hausaufgaben.

Wenn es Eltern gelingt, sich von eigenen Vorstellungen, wie etwas zu sein hat, zu lösen und stellvertretend Kinder begleiten und sie in ihren Bedürfnissen ernst nehmen, unterstützen sie hiermit die gesunde Entwicklung in der Eigenverantwortung und Selbständigkeit der Kinder.

Wie die eigene Erziehung uns in unserem Erziehungsverhalten beeinflusst

Viele konfliktreiche Situationen und Überforderungen im Erziehungsalltag lassen sich vermeiden, wenn wir uns über unsere eigene biographische Vergangenheit bewusst werden.

«Eltern strafen vor allem, weil sie in ihrer Kindheit selbst bestraft wurden.»

Wenn Eltern in ihrer Kindheit Bindungs- und Bezugspersonen erlebt haben, die Bestrafung und Konsequenzen als probate Erziehungsmassnahmen eingesetzt haben, finden sie kaum alternative Möglichkeiten im Umgang mit Konfliktsituationen und fühlen sich hilflos. Weshalb ist das so?

Wurden wir in Konfliktsituationen mit unseren eigenen Eltern durch Bestrafung abgewertet, gedemütigt oder kleingemacht, wurden unsere emotionalen Bedürfnisse und Gefühle übergangen. Als Folge davon entstand ein Gefühl der Hilflosigkeit, Schwäche und Ohnmacht. Die emotionalen Bedürfnisse nach Anerkennung, Wertschätzung, «gesehen werden“, „wichtig sein» blieben unerfüllt.

In alltäglichen Situationen, bei welchen ein Kind sich nicht so verhält, wie wir es als Mutter oder Vater wünschen, z.B. eine Anweisung nicht befolgt trotz mehrmaligem Wiederholen, fühlen wir uns nicht gehört und nicht ernst genommen. Wir fühlen uns in unserer Rolle als Eltern in Frage gestellt.

Das Kind löst in uns einen unbewussten Prozess aus. Dieser lässt uns blitzschnell in den als Kind erlebten seelischen Zustand ankommen. Indem sich unser emotionales Nervensystem daran erinnert, wie wir uns damals in der Kindheit gefühlt haben. Du bist klein, schwach und hilflos.

Dies verursacht einen unheimlichen Spannungszustand. Diesen möchten wir schnellstmöglich überwinden und bedienen uns einem Mechanismus der einen Ausgleich schaffen soll. In Stress-Situationen greifen wir auf Handlungsmuster zurück die wir selbst erlebt haben. Indem wir nun selbst unser Kind bestrafen, können wir unser emotionales Ungleichgewicht wiederherstellen. Durch diese Massnahme erleben wir nun anstelle der Hilflosigkeit Macht. Diese Macht die wir als Kinder früher nicht hatten.

Die Sehnsucht danach, dass wir gehört werden und mit unseren Anliegen ernstgenommen werden ist immer noch da. Solche Verletzungen in der Kindheit sind tief verankert und abgespeichert und werden im Erwachsenenleben in unserem Handeln immer noch sichtbar.

Deshalb ist es wichtig und kann entlastend und hilfreich im Erziehungsalltag sein, wenn wir unser «inneres Kind» sichtbar machen und uns dessen bewusst werden. Einerseits dient diese Erkenntnis zu unserer eigenen Entlastung, da wir nun verstehen, weshalb wir so reagieren und handeln. Andererseits werden wir fähig sein, unsere Position als «nun Erwachsene» zu stärken und müssen nicht auf, aus kindlichen Defiziten entstandene Mechanismen, zurückgreifen.

Das Schöne am Elternsein ist, dass wir durch die Beziehung zu unseren Kindern auch immer wieder die Chance bekommen selber zu wachsen, den Blick nach innen zu richten und auch auf uns selbst zu schauen.

Möchten Sie mehr darüber erfahren und selbst einmal auf Ihr „inneres Kind“ schauen, bin ich gerne bereit, mich mit Ihnen in einer Beratung gemeinsam auf den Weg zu machen.

Die Burnout-Falle

Die Burnout-Falle – oder weshalb wir Musterschüler Innen im Auge behalten sollten

Kinder die stören, rebellieren, den Clown spielen, fallen auf. Es ist ihre Art zu sagen, mir geht es nicht gut. Es ist ihre unbewusste Strategie oder Meinung, dass sie nur auf diese Weise Bedeutung erhalten und nehmen in Kauf, dass sie mit Sanktionen, Bestrafungen oder Schelte rechnen müssen. (siehe dazu den Artikel Vermeintliche Tyrannen). In jenen Fällen, sind Lehrpersonen, Eltern oder Fachpersonen alarmiert.
Hingegen sind da die angepassten unproblematischen Kinder, welche durch erfreuliche Beurteilungen und gute Noten glänzen. Sie sind leistungsorientiert, ehrgeizig, in vielem begabt und erhalten dadurch auch nicht zu wenig Lob. Unbemerkt und schleichend besteht die Gefahr, dass sich Gefühls- und Handlungsmuster entwickeln, die sich später einmal als problematisch erweisen können. Sind wir in der Lage, eine solche Entwicklung frühzeitig zu erkennen, können wir durch gezielte (erzieherische) Massnahmen – Ermutigung versus Lob, Einfluss nehmen.
Gerne berate ich Sie in Fragen: Was ist der Unterschied zwischen Lob und Ermutigung? Welche Folgen und Auswirkungen könnten zu viel Lob haben?

Konzept zur nachhaltigen Reduzierung psychischer Erkrankungen

Die Psychiatrie ist voller biographischer Leidensgeschichten, die sich in der Kindheit/Erziehung zugetragen haben. Es wird jedoch mehrheitlich Ursachenforschung in genetisch/biologischen und neuronalen Prozessen betrieben. Neurowissenschaft mit bildgebenden Verfahren, sollen vielversprechende Erklärungen für psychische Erkrankungen liefern. Für 5-10% der schweren Fälle der Depression, mag diese Forschung von Nutzen sein. Für die anderen 90-95% sind sie unbedeutend. Die psychopharmakologische Forschung hat seit Jahrzehnten keine neuen Errungenschaften mehr hervorgebracht. Zudem sind Wirkungsunterschiede von Antidepressiva und Placebo in Studien als sehr gering beschrieben.
Präventive Massnahmen zur Reduktion von psychischen Erkrankungen sollten wieder vermehrt in den Fokus rücken und Schwerpunkte in sozialpsychiatrischer Forschung und Bildungsmassnahmen gesetzt werden.