
Quelle: https://www.derbund.ch/sonntagszeitung/brian-hat-kein-interesse-therapiert-zu-werden/story/26105642
10.November 2019
Auf die Frage, was einen notorischen Gewalttäter von Jugendlichen, die einmal eine Dummheit machen unterscheide, antwortete der Jugendpsychiater wie folgt:
«Sie fallen schon im Kindergarten oder im frühen Schulalter negativ auf, stören den Unterricht, können sich nicht an Regeln halten, beachten Grenzen nicht und neigen zu Gewalt.»
Dieser Irrtum ist verantwortlich dafür, dass Kinder missverstanden werden und die daraus abgeleitete Konsequenz im Umgang mit diesen Kindern, führt dazu, dass sich das Verhalten verstärken kann. Diese Beurteilung im Verständnis und der Auffassung, der Deutung und Bedeutung über «Verhaltensauffälligkeiten» kann für die betroffenen Kinder für viel Leid sorgen. Wenn wir möchten, dass die beklagte Zunahme an «schwierigen» Kindern abnimmt, muss es Fachkräfte (und Eltern) geben, welche die Kinder in Ihrer Not sehen und verstehen, dass dieses Verhalten dazu dient, uns auf ungestillte emotionale Bedürfnisse oder auf Überforderung aufmerksam zu machen. Wir mögen doch verstehen, dass auffälliges Verhalten nicht durch einen Mangel an sozialer Kompetenzen entsteht, die es lediglich durch verhaltenspädagogische Massnahmen aufzubauen gilt. Es sollte Fachkräften gelingen, Aggressionen als entwicklungsgerechte Reaktion und als ein zentral notwendiges Gefühl zu erachten, ohne dieses unterdrücken zu wollen und ohne in kausalen Zusammenhang mit Gewaltbereitschaft zu bringen. Es sollte verständlich werden, dass Kinder kognitiv noch nicht in der Lage sind, Handlungsalternativen im Umgang mit starken Emotionen wie Wut, Angst, Enttäuschung zu finden. Wir mögen doch endlich davon absehen, Kindern zuzuschreiben, dass Ihre Wutanfälle willentlich dazu dienen, uns zu manipulieren, um zu ihren Gunsten etwas erreichen zu wollen. Ich wünsche mir, dass sich unter diesem Verständnis, die Beziehungsgestaltung zwischen Fachkräften sowie Eltern und Kindern so gestalten kann, dass sich Kinder verstanden, gesehen, wertvoll, wichtig und gleichwertig fühlen können. Damit das störende, oppositionelle Verhalten, durch vorangegangene Kränkungen oder Überforderungen im Sinne einer Überkooperation der Kinder, aufgrund der restriktiveren Erziehungsmassnahmen, nicht mehr notwendig sein wird.
wunderbare Beschreibung – es lohnt sich hier zu investieren!
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wunderbarer Text – es ist so wichtig hier dran zu bleiben!
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Danke – und ja, es kann nicht genügend darauf aufmerksam gemacht werden!
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